Noch in keiner anderen Beziehung wie zu meinem letzten Freund Simon war mir aufgefallen, auf wie viele verschiedene Arten man sich begegnen kann. Es war, als gäbe es unterschiedliche “Aggregatzustände” zwischen denen wir wechselten: mal war es weich und fließend, dann verspielt, kindlich oder organisatorisch-praktisch, zum Beispiel bei der Urlaubsplanung. Oder wir standen uns mit ganz konträren Bedürfnissen gegenüber. Bei genauer Betrachtung wurde mir klar: es gab nicht nur ein einfaches „Du und Ich“. Mit Simon habe ich mitten in meinem Alltag erlebt, was es heißt, wenn verschiedene Innere Personen in einer Beziehung aufeinandertreffen. Es war spannend zu sehen, wie jede ihre eigene Sicht auf die Menschen mit einbringt. Ganz individuell, aber auch gefärbt von dem „Kontinent“, mit dem sie verbunden ist.
Innere Personen sind unglaublich facettenreich, so dass keine mit einer anderen identisch ist. Auf der Suche nach einer Ordnung in dieser Vielfalt fanden Artho und Veeta Wittemann die Antwort in den Inneren Personen selbst. Denn wenn man aufmerksam in einen direkten und tiefen Kontakt mit ihnen tritt, wird mit der Zeit sichtbar, dass jede Innere Person einem archetypischen Feld zugeordnet werden kann: Frau, Mann, Kind, Tier oder Gott. So entstand das neuartige Modell der Fünf Kontinente der Psyche, das Artho Wittemann in seinem Buch Die Intelligenz der Psyche umfassend beschreibt.
In diesem Beitrag möchte ich euch auf meine Entdeckungsreise zu den Kontinenten mitnehmen und sichtbar machen, wie ich dabei ein Stück meiner eigenen Vielfalt entdeckt habe. Außerdem erzähle ich euch davon, wie das Wissen um die Kontinente mir neue Sichtweisen auf Beziehungen eröffnet und zu einem tieferen Verständnis für meinen Partner und für mich geführt hat.
Ein Mann im Frauenkörper
Eindrücklich erinnere ich mich an Momente mit Simon, in denen ich neben ihm lag und mich plötzlich ein Gefühl ausgesprochener Fremdheit überkam. Die Situation fühlte sich völlig falsch an. Denn aus tiefem Herzen wünschte ich mir, Simon sei eine Frau. Völlig irritiert und auch in Panik packte ich dieses Gefühl wieder weg. Aber es hinterließ Fragen. Hieß das, dass ich eigentlich lesbisch bin? Erklärte dies meine Probleme mit Nähe und Sexualität? Sollte ich die Beziehung besser beenden?
In der Arbeit mit der IndividualSystemik entdeckte ich später, dass in mir eine männliche Innere Person lebt, die ich Chi nenne. Wenn ich ganz in diesen Mann eintauche, sehne ich mich danach, einen männlichen Körper zu besitzen und Sexualität mit Frauen zu erleben. Hätte ich Chi damals schon besser gekannt, wäre mir das eine Hilfe gewesen, mein Erleben mit Simon einzuordnen. Und es hätte eine Grundlage dafür gebildet, ihm davon zu erzählen, ohne unsere Beziehung komplett in Frage zu stellen. Wie erleichternd wäre das für mich gewesen!
Auf welchem Kontinent liegt das Zuhause?
Manchmal weiß man lange nicht, zu welchem Kontinent eine Innere Person gehört. Denn wenn man direkt mit ihr arbeitet, begegnet man in der Regel erst ihren Reaktionshaltungen, die sie wie einen Schutzpanzer um sich gelegt hat und die oft aus mehreren Schichten bestehen. Jede Reaktionshaltung ist eine Lösung, um die Welt auf Abstand zu halten oder besser mit ihr klar zu kommen und gleichzeitig das Innere zu schützen.
Dadurch präsentieren sich die Inneren Personen auf eine Art, die oft nur noch wenig mit ihrem eigentlichen Wesen zu tun hat. Chi zum Beispiel verbirgt und schützt seinen männlichen Führungswillen durch eine Schicht aus Schweigen und Zurückhaltung, die ihn nach außen unsichtbar macht und seine kraftvolle Energie abdämpft. Die genauen Gründe dafür kenne ich noch nicht. Manche Inneren Personen präsentieren sich sogar mit Eigenschaften eines anderen Kontinents. Eine eigentlich warmherzige innere Frau kann sich dabei zum Beispiel nach außen in eine männlich wirkende, sachlich-distanzierte Organisatorin verwandelt haben. Erst wenn man diese Schichten und ihre Bedeutung kennengelernt hat, kann sich die Innere Person bewusst werden, wer sie eigentlich ist. Wenn sie sich wieder in ihrer ursprünglichen Art in Beziehung mit anderen erlebt, entsteht das Wissen um den inneren Kontinent intuitiv in ihr selbst.
In Chi habe ich es nach einiger Zeit als ganz selbstverständlich empfunden, ein Mann zu sein. In der Beschäftigung mit ihm wurde mir klar, dass er tatsächlich einige Grundqualitäten seines Kontinents verkörpert: Chi fühlt sich zuhause, wenn er gemeinsam mit anderen auf ein Ziel hinarbeiten und Probleme lösen kann. Es macht ihn zufrieden, wenn er damit das Leben von Menschen verbessert. In stressigen Situationen behält er den Überblick, strahlt Sicherheit aus und kann andere Menschen anleiten. So kann ich in meinem Beruf als Ärztin in Notfallsituationen auf seinen ruhigen Kopf vertrauen. Ein Tag, an dem im Team gemeinsam medizinische Probleme gelöst wurden und die Patient*innen Vertrauen in ihre Genesung gefasst haben, erfüllt ihn.

Innere Männer bringen Freude an Planung und Problemlösung in unser Leben, haben gerne Ziele vor Augen und wollen die Welt gestalten. Diese Eigenschaften können auf ganz unterschiedlichen Ebenen Ausdruck finden, sei es technisch-erfinderisch, künstlerisch, intellektuell oder kämpferisch.
Frauen, die Beziehung knüpfen …
Wie du dir sicher vorstellen kannst, war Chi nicht an einer Paarbeziehung mit Simon interessiert. Doch wer in mir hat diese Beziehung gewollt? Ich erinnere mich genau an den Moment, als ich feststellte: „Mit diesem Mann fühle ich mich verbunden. Ich will mit ihm zusammen sein“. Die Person in mir, die das entschieden und wesentlich zum Wachsen der Beziehung beigetragen hat, heißt Marea. Seit ich sie entdeckt habe, weiß ich, wem in mir es leichtfällt, Verbindung herzustellen. In ihr wünsche ich mir von Herzen, dass es anderen Menschen gut geht, bin mitfühlend und spüre intuitiv, was sie brauchen. Marea sorgt dafür, dass ich mich in meiner Wohnung wohlfühle und weiß genau, welche Geschenke bei meinen Freunden ein Lächeln aufs Gesicht zaubern. Ziele sind weniger wichtig als die gemeinsam verbrachte Zeit. Wie sehr habe ich die Momente genossen, in denen ein warmer Energiestrom zwischen Simon und mir fließen durfte, einfach so, ganz unangestrengt. In ihr fühle ich mich sinnlich und weiblich.

Inneren Frauen geht es in erster Linie darum, in Beziehung zu sein. Je nach Persönlichkeit – ob fürsorglich, impulsiv, spirituell … – wird dies anders gelebt. Auch für starke innere Frauen, die Führungsqualitäten besitzen, steht die Beziehung mit den Menschen an erster Stelle. All diese weiblichen Qualitäten kommen allerdings nur dann ins Leben, wenn die innere Frau mit beiden Beinen auf ihrem guten Boden steht und nicht in ihren Reaktionshaltungen gefangen ist, wie eine Frau aus meinem hinteren Raum.
… und Beziehung zerstören
Schon früh kam es zu Störungen im guten Miteinander mit meinem Freund. Plötzlich war mir alles zu viel, die Nähe war unerträglich. Hier war eine machtvolle Frau in mir am Werk, die nicht mehr mit ihrem nährenden weiblichen Boden verbunden ist, sondern sich in einer Reaktionsschicht aus Menschenverachtung und Lust an geheimer Manipulation bewegt. Diese Frau, die ich Galadriel nenne, torpediert genüsslich jegliche aufkeimende Vertiefung einer Verbindung. Im Kontakt mit Simon genoss sie es, ihn für seine Sinnlichkeit zu entwerten, in dem sie ihm körperlich die kalte Schulter zeigte. So kam es, dass unsere sexuelle Beziehung zunehmend auf Eis lag.
In vielen Frauen finden sich starke innere Führerinnen, die von der Welt nichts mehr wissen wollen. Erst durch Veeta Wittemanns Buch Die Rückkehr der Königin wurden mir die Gründe für ihren Rückzug und vor allem die Auswirkungen auf uns Frauen und die Gesellschaft wirklich bewusst. Sie beschreibt, wie das jahrhundertelange Patriarchat mit all seinen negativen Auswüchsen dazu geführt hat, dass sich die starken inneren Frauen mit ihrem Schmerz und ihrer Wut tief in unser Inneres zurückgezogen haben. Ohne dass wir es bemerken, bestimmen sie von dort aus unser Leben. Da sie vom Kontinent Frau stammen, verfügen sie über intuitives Wissen über Beziehung und haben eine sensible Wahrnehmung für andere Menschen. Diese Fähigkeit nutzen sie nun aber negativ verdreht, um Menschen abzuwerten, zu manipulieren und zu kontrollieren.
Galadriel war mir damals kaum bewusst. Dies führte dazu, dass ich auf die wahren Gründe für meine Schwierigkeiten mit Nähe nie ansprechbar war. Intensive Gespräche führten Simon und ich viele – aber sie gingen oft am Problem vorbei. So entstanden häufig „Pseudo-Lösungen“ mit kurzer Halbwertszeit. Nachdem sich ein Raum für Nähe auftat, landeten wir schnell wieder am selben Punkt. Vielleicht kennst du solche häufigen Wechsel zwischen entspannten und komplizierten Phasen aus deinen Beziehungen. Dies können Hinweise sein, dass eine machtvolle Innere Person heimlich ihren Willen durchsetzt. Für mich selbst ist es sehr entlastend zu verstehen, warum sich Marea mit ihrer offenen Frauen-Art letztendlich nie durchsetzen konnte.
Verspielt sein ist wunderbar!
Häufig retteten Simon und ich uns in die wohltuenden, verspielten Sphären des Kontinents Kind. Wie herrlich! Einfach loskichern, Quatsch erzählen, total im Moment sein! Das Kitzeln einer Fliege auf der Hand hat uns gemeinsam verzaubert. Das war wunderbar unkompliziert.

In meinem inneren Mädchen Ida kribbelt es heute noch, wenn sie daran denkt, dass da einfach jemand mitgemacht hat und sie willkommen war! Innere Kinder können uns zärtliche und innige Momente mit anderen Menschen schenken. Sie sind verletzlich und benötigen daher eine erwachsene Innere Person an ihrer Seite, die sie schützt und falls nötig die Kommunikation nach außen übernimmt. Vielleicht wunderst du dich manchmal, dass du dich plötzlich verlassen und hilflos fühlst, obwohl du in Beziehung bist? Diese Gefühle können aus einsamen und traurigen Kindern in uns stammen. Hier gilt es genau hinzuspüren, was diese Kinder brauchen. Ich weiß mittlerweile, dass mein inneres Kind dann direkte Zuwendung von einem Gegenüber oder von einer erwachsenen Inneren Person in mir selbst braucht: eine Umarmung, eine kuschelige Decke und tröstende Worte…
Ob es den inneren Kindern auch langfristig gut geht, hängt aber hauptsächlich davon ab, ob die erwachsenen, machtvollen Inneren Personen Kontakt zum Kind zulassen. Daher liegt der Fokus der IndividualSystemik nicht auf der Arbeit mit den inneren Kindern selbst, sondern darauf, mit den “Bestimmer*innen” im System in Kontakt zu kommen. Erst die Erforschung ihrer Beweggründe, die Welt auf Abstand zu halten, kann die Tür zu einer Heilung verletzter innerer Kinder öffnen.
Geschenke und Grenzen der göttlichen Liebe
Während eines gemeinsamen Forschungsaufenthalts in Schweden bei Artho Wittemann bekamen wir eine Ahnung davon, dass Simon womöglich eine göttliche Quelle beherbergt. Von dort verströmt er eine Liebe, die er selbst als bedingungslos und wie endlos beschreibt. Ohne davon zu wissen, hatte mich diese Quelle angezogen. Ich spürte: Hier bist du in Sicherheit, hier ist wirklich Frieden. Es war wie ein Versprechen, dass bei ihm all mein Schmerz und meine Traurigkeit heilen dürfen und ich genauso angenommen werde, wie ich bin. Für diese Erfahrung bin ich sehr dankbar.
Trotz Simons Liebe zu mir empfand ich mit der Zeit eine leise Unzufriedenheit. Egal, was ich tat, für ihn war immer alles in Ordnung. Von Freundinnen wurde ich deswegen beneidet. Ich allerdings war von dieser unbegrenzten Liebe manchmal regelrecht genervt. Ich stellte mir Fragen: Wie kann es denn sein, dass ihn nie etwas stört? Und braucht er eigentlich auch etwas von mir?

Was wir damals noch nicht wussten: Simon war stark mit der spirituellen Quelle in sich identifiziert. Ein solcher Vorgang im inneren System kann dazu führen, dass andere Innere Personen – und damit Qualitäten von anderen Kontinenten – verdrängt werden. Dies führt dazu, dass wir Menschen nur aus einer bestimmten Haltung heraus begegnen können, was dem Gegenüber nicht immer gerecht wird. Im Nachhinein betrachtet ist mir klar, was meiner Beziehungsfrau Marea fehlte: Sie konnte Simons göttlicher Liebe nichts zurückgeben, da er dort nichts brauchte und nie verletzlich war. Und vor allem hätte sie sich einen Mann aus “Fleisch und Blut” gewünscht, der sich mit seiner Liebe ganz persönlich auf sie bezieht.
Die Liebe, die Innere Personen vom Kontinent Gott in die Welt bringen, wird überpersönlich genannt, da sie sich nicht auf einen bestimmten Menschen bezieht, sondern die Welt mit all ihren Daseinsformen einschließt. Sie strömt oft unabhängig davon, ob und was sie zurückbekommt. Göttliche Quellen schenken uns tiefen inneren Halt und die Erfahrung von Sinnhaftigkeit, die uns im Alltag oft verloren geht. Vielleicht meditierst du selbst regelmäßig und hast das Gefühl von innerem Frieden und Verbundenheit mit allem, was lebt, schon erfahren. Und womöglich hast du dir wie ich die Frage gestellt, ob die Stärkung spiritueller Liebe nicht die Lösung vieler unserer Probleme wäre? Die Auflösung von Wut und Hass, Neid, Gier… Doch wenn wir uns noch so sehr um eine Identifikation damit bemühen – die Inneren Personen der anderen Kontinente leben trotzdem in uns und haben eigene, andere Bedürfnisse, die dann nicht erfüllt werden. Mit all ihren Begrenzungen haben sie die gleiche Existenzberechtigung und machen uns erst ganz zum Menschen.
Impulse aus unserer Tier-Natur
Es fehlt ein letzter Kontinent: der instinkthafte. Kennst du die rasende Wut, wenn dir jemand zu nahe kommt …, das Gefühl, fast zu platzen, wenn du wild schreiend ins kalte Meer rennst …, ungezähmten Spaß an Sex … oder einfach die unverschämte Lust auf das letzte Stück Kuchen auf dem Tisch? Wenn dir diese Impulse bekannt vorkommen, bist du wahrscheinlich in Kontakt mit einer Instinktkraft. Überlebenswille, Durchsetzungskraft, Freiheitsdrang und auch lebensrettende Reflexe sind einige der wichtigen Qualitäten des Kontinents Tier. Wir können ihn aber auch an kleinen Impulsen im Alltag bemerken. Zum Beispiel, wenn du bei einem Spieleabend unbedingt gewinnen willst. Oder du spontan laut auflachst, auch wenn dies sonst keiner tut.
Impulsivität spielte in der Beziehung zwischen Simon und mir keine Rolle. Von meinem inneren System weiß ich, dass Galadriel solche Impulse in mir unterdrückt, um keine Angriffsfläche zu bieten. Je direkter und intensiver ein Mensch mit seinen Impulsen sichtbar wird, desto mehr Reaktionen von außen zieht er auf sich. Unsere machtvollen Inneren Personen wissen darum und bremsen innere Instinktkräfte daher oft aus.

Aus Erzählungen weiß ich, dass instinkthafte Impulse in Beziehungen für „reinigende Gewitter“ sorgen können. Vielleicht kennst du die Situation, wenn es plötzlich und heftig kracht, sich aber schnell ein Gefühl von Entlastung und Nähe einstellt. Impulse aus dem Kontinent Tier kommen aus dem Bauch, sie sind direkt und unverstellt. Nachtragend sind wir dort nicht. Beziehungen, in denen solche Situationen häufig vorkommen, können von außen konflikthaft wirken. Für die Partner*innen kann es allerdings sogar eine Bereicherung darstellen, mit jemandem im Kontakt zu sein, der ihnen an dieser Stelle ähnelt. Dort müssen sie sich nicht erklären und fühlen sich in diesem Klima sofort zuhause.
Innere Vielfalt schafft Verständnis
Wenn ich mir diese Reise durch Simons und meine Beziehung anschaue wird mir klar, wie vielschichtig unser Beziehungsnetz gestrickt war. Und welche Begrenzungen sich dadurch ergaben, dass uns unsere inneren Systeme nur zu einem kleinen Teil bewusst waren. Die Probleme, die letztendlich zu unserer Trennung geführt haben, konnten wir zwar beschreiben. Wir haben sie aber nur begrenzt verstanden, da wir sie nicht auf die Inneren Personen zurückführen konnten, die die Ursache dafür waren. Je bewusster uns also unsere Inneren Personen sind, desto mehr Verständnis erlangen wir dafür, was uns miteinander verbindet und wieso Konflikte entstehen.
Für mich ist es hilfreich, mir das Modell der Fünf Kontinente immer wieder vor Augen zu führen. Es macht mir klar, dass in uns allen eine enorme Vielfalt an Fähigkeiten und Bedürfnissen teils ganz konträrer Art nebeneinander existiert. Wenn ich mit diesem Bewusstsein in Beziehung gehe, kann meine Bereitschaft wachsen, Widersprüche in meinem Gegenüber mitzutragen. Oder sogar auf sie neugierig zu werden und die Inneren Personen, die damit zu tun haben, kennenlernen zu wollen. Um ihnen auf die Spur zu kommen und zu erkennen, zu welchem Kontinent sie gehören, können wir Kontakt wie einen Spiegel nutzen: Wie wir in Beziehung gehen, ob umsorgend, planend, impulsiv …, gibt uns Hinweise auf unsere innere Landschaft.

Zugegeben, der Weg ist weit, bis wir offenen Zugang zu den Qualitäten aller Fünf Kontinente in uns haben, da uns viele Innere Personen lange unbewusst und sie in ihren Reaktionshaltungen gefangen sind. Erst wenn sie diese Schutzschichten ablegen, können sie sich mit ihrer ursprünglichen Art, ihren Fähigkeiten und Begrenzungen dauerhaft verbinden. Die innere Vielfalt, die sich durch die Geschenke der Kontinente Frau, Mann, Kind, Tier und Gott eröffnet, bereichert nicht nur Paarbeziehungen. Das Leben kommt mit sehr komplexen Fragen auf uns zu. Mit einer breit aufgestellten Innenwelt können wir innerlich flexibel sein und angemessene Antworten auf sie finden. Dadurch besteht die Chance auf ein respektvolles und friedliches Miteinander. Wenn ich in die Welt schaue, scheint es mir umso dringlicher, daran weiter zu arbeiten.
Sehr interessant und spannend. Die Metapher der 5 Kontinente der Psyche ist sehr anschaulich gewählt. Toll geschrieben!
Vielen Dank!
Liebe Schneemohn,
ich bin sehr beeindruckt von deinem leichten, intelligenten und berührenden Beitrag.
Du zeigst uns darin eine, so finde ich, außergewöhnliche Mischung aus Esprit, tiefem Verständnis, Leichtigkeit und Nahbarkeit (was ja sicher auch mit deiner inneren Vielfalt zu tun hat…🤓…). Und du gibst uns Leser*innen damit sehr viel. Danke!
Ich finde das toll, dass du nun im Nachhinein deine Beziehungsdynamik und die unterschiedlichen Facetten, die du mit Simon erlebt hast, auf dem Boden der IndividualSystemik einordnen und verstehen kannst. Das ist sicher für dich und auch für mich als Leser*in sehr befriedigend.
Das Verständnis der Fünf Kontinente und das Wissen um deren Schätze und Begrenzungen als Beziehungsgrundlage zu haben eröffnet eine ganz neue Dimension, Beziehung bewusst zu gestalten und im Miteinander zu reifen.
Das finde ich persönlich ganz unglaublich, dass das möglich ist.
Dann „geschehen“ einem die Dinge nicht mehr, sondern wir sind die kreative – und leider oft auch die destruktive – Kraft darin.
So macht Beziehung wirklich Sinn und es liegt in unserer Hand, sie zu gestalten und darin zu wachsen.
Hab Dank für deinen eindrücklichen Impuls, das nochmals zu spüren und zu verstehen.
Alles Gute für dein weiteres Forschen.
Liebe Grüße,
Tilda
Liebe Tilda,
vielen Dank für deine Begeisterung und die zahlreichen positiven Worte!
Unsere Beziehungsdynamik mit Blick auf die Inneren Personen und die 5 Kontinente zu reflektieren, war tatsächlich bereichernd und hat etwas in mir sortiert. Zu wissen, dass es eine Frau in mir gibt, die wirklich lieben kann, macht mich froh (das war mir früher im inneren Kuddelmuddel nicht klar). Und auch zu verstehen, dass es gleichzeitig in mir eine Willenskraft gibt, die die Beziehung torpediert hat und dass das auch ICH bin, war ein wichtiger Schritt. Es fühlt sich für mich klarer und ehrlicher an. Zuvor war ich häufig in dem Gefühl von „es geschieht mir“, von dem du schreibst, und einer Opferhaltung gefangen.
Ja, in der Bewusstwerdung unserer Inneren Personen liegt wirklich die Chance, dass unsere Beziehungen verständlicher und verständnisvoller werden, wir weniger reaktiv sind, unsere Jas und unsere Neins füreinander kennen und so vieles mehr.
Also, ich würde sagen: dranbleiben:-)
Herzliche Grüße, Schneemohn
Liebe Schneemohn,
es wirkt beim Lesen so leichtfüßig, wie du uns auf der Reise durch die 5 Kontinente führst, obwohl ich mir sicher bin, dass die vielen Erkenntnisse, die du auf dem Weg gewonnen hast, ganz schön hart erarbeitet sind. Es fühlt sich warm und vertrauensvoll an, welche persönlichen Einblicke du uns mit deinem Artikel in deine vergangene Beziehung gewährst. Vielen Dank dafür. Es hat mich sehr berührt zu lesen, wie ihr damit gerungen habt, ein tieferes Verständnis für euch zu erlangen, um euch auch an den Stellen eine Begegnung zu ermöglichen, wo es schwer fällt. Es hat mich richtig traurig gemacht, dass ihr euch letztlich getrennt habt. Da scheint doch auch viel Gutes gewesen zu sein. Das zeigt aber auch auf, wie komplex Beziehungen zwischen zwei Menschen sind, die so unterschiedliche Facetten in sich vereinen, dass es ein Lebensprojekt zu sein scheint, die alle kennenzulernen.
Ganz herzliche Grüße,
Aurora
Liebe Aurora,
du hast recht, hinter diesen Erkenntnissen steckt ein langer Prozess – wobei ich ihn an manchen Stellen im vorderen System auch als leicht und freudig empfand. Leider sind das ja nicht die entscheidenden Stellen 🙂
Bei deinen Worten „warm und vertrauensvoll“ wird mir deutlich, wieviel meine Beziehungsfrau Marea in diesem Artikel mitgewirkt hat. Sie gibt gerne und schaut mit Wärme auf diese Beziehung zurück – und ist berührt von deiner Traurigkeit. Das Ringen hat uns die Trennung am Ende gewissermaßen einfacher gemacht, da wir mit dem Gefühl auseinander gingen, alles versucht zu haben, was in dem Moment möglich war.
Danke für deine schönen Worte, liebe Grüße, Schneemohn.
Liebe Frau Schneemohn, lieber Herr Schneemann, liebes Schneemöhnchen, lieber Schneeleopard und liebe Schneegöttin. Euer Artikel berührt mich in seiner komplexen Einfachheit. Wie stimmig und entspannt ihr mich durch das Labyrinth der Fünf Kontinente führt, immer entlang an dem Ariadne-Faden eurer Beziehung zu Simon. Und von da macht ihr kleine Abstecher ins Leben und in die Welt – in Bereiche, die wir alle kennen. Das ist freundlich und in seiner selbsterklärenden Logik richtig erhellend. Wie schade, dass Simon nicht weiter mit euch erforschen wollte, was außer seiner Grundzufriedenheit noch da ist. Das ist wohl einer der großen Nachteile der Identifikation mit einer göttlichen inneren Quelle: dass man aufhört weiter zu suchen. Man denkt, das wäre genug, und das wird ja von spirituellen Lehrern auch so erklärt. Ich freue mich, dass ihr aber trotzdem weiter geht! Gute Reise!
Lieber Robert,
danke für deinen Kommentar, ich freue mich, dass dir der Artikel gefällt! Gerade die Verknüpfung zwischen der Theorie und dem Beziehungsalltag fand ich spannend. Es hat mir deutlich gemacht, dass meine Inneren Personen WIRKLICH eine Rolle in meinem Leben spielen. Eigentlich ist das ja klar, aber manchmal steht der innere Prozess wie neben meinem Alltag und es ist gut, aktiv eine Verknüpfung herzustellen.
Ja, es ist schade, dass wir diesen Forschungsweg nicht weiter gemeinsam gegangen sind. Allerdings war auch ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht bereit, zur entscheidenden Stelle, meiner machtvollen inneren Frau, hinzuschauen.
Erst unsere Trennung hat bei uns beiden einen Prozess in Gang gesetzt – wenn auch mit unterschiedlichen Methoden.
Viele Grüße, Schnee…