Filmtipp: Der Fluch der Goldenen Blume

Rache wird zum Fluch

Der Wunsch nach Rache ist so alt wie die Menschheit. Wir wollen erlittenes Unrecht ausgleichen und unsere Wut an die „Schuldigen“ richten. Sie sollen spüren, was wir einst spürten. In manchen Kulturen ist Rache sogar eine Pflicht, um die Familienehre wieder herzustellen. Der springende Punkt ist nur: Wann reicht es mit der Rache? Und wird es für den/die Rächer*in wirklich besser mit dem „Auge um Auge, Zahn um Zahn“–Prinzip? 

Pure Rache, versetzt mit einer ordentlichen Zusatzportion Hass und Heimlichkeit, wird schnell zur gefährlichen Droge. Einmal angefixt, hängt man an der Nadel. Rache erzeugt neue Rache, Hass neuen Hass. Man will immer mehr davon, denn es fühlt sich stark und frei an. Eine Illusion, mit der man sich in Wahrheit herunterwirtschaftet. Wie mit jeder Droge. So wird die Rachsucht schnell zum Fluch, den man nicht mehr los wird und der viele Unschuldige mit sich reißt. Leider treibt Rache ihre giftigen Blüten am Besten im Verborgenen. Und deshalb bemerken wir sie selbst so schwer.

Ein Blick hinter die Kulissen

Der Film „Der Fluch der Goldenen Blume“ veranschaulicht das eindrücklich! Veeta Wittemann empfahl uns während eines Retreats in Schweden diesen Film. Gemeinsam mit Artho Wittemann hat sie die IndividualSystemik begründet und als zentralen Teil ihrer Arbeit die Geheimen Innenweltbewohner erforscht. Sie sind es, die im Leben eines Menschen nicht mehr direkt in Erscheinung treten, jedoch im Geheimen einen zentralen Einfluss ausüben. Einige von ihnen führen ihren persönlichen Rachfeldzug gegen die Menschen. Die IndividualSystemik ermöglicht es, Licht ins Dunkel dieser selbstverdrängten Anteile zu bringen. 

Der Film macht sichtbar, wie subtil Rache wirkt und was sie anrichtet. Als ich das Cover sah, betrachtete ich die kühle Schönheit in den Gesichtern eines mächtigen chinesischen Kaiserpaares. Es schien unbeugsam und seine Absichten unergründlich. Da waren Bilder des prunkvollen gewaltigen chinesischen Kaiserpalastes. Ein Heer erstrahlte in goldenen Rüstungen. Glanz und Pracht, wohin das Auge schaut. Und dann dieser geheimnisvolle Titel „Der Fluch der goldenen Blume“. Meine Neugier war geweckt. Ich lese, es soll um eine von Intrigen zerfressene Herrscherfamilie gehen, um Liebe und Hass, Machtgier und Vergeltung. Am Kaiserhof ist nichts, wie es scheint. Jeder verbirgt etwas und denkt, die anderen wissen nicht darum. 

Das kommt mir bekannt vor. Habe ich nicht auch so eine Herrscherin in mir? Auch ich kenne diese Art, hinter einer goldenen Fassade meine tiefe Wut zu verbergen. Mir wird etwas mulmig. Aber ich bin gespannt auf den Film.

Leben im goldenen Käfig

Das Leben im Kaiser-Palast gleicht einem goldenen Käfig. Es funktioniert wie ein Schweizer Uhrwerk. Der einzelne Mensch ist ein kleines Rädchen im Palast-Getriebe. Lebenssinn aller ist, dem Willen des Herrschers zu Diensten zu sein. Eine perfekte Maschinerie, die nicht gestört werden darf. Doch dieses perfektionierte „harmonische“ Leben hat einen doppelten Boden. Ideale von Treue und  Loyalität werden groß geschrieben, aber vom Kaiser und der Kaiserin selbst gebrochen. Das perfekte Kaiserpaar hasst sich: Der Kaiser hat seine Liebe für seine Machtposition geopfert. Alles soll sich nun seinem Willen fügen. Der Kaiserin Missmut, ihre Unruhe und Kühle sollen auf fast sadistische Weise „weg-geheilt“ werden. Aber sie unterwirft sich nur scheinbar und pflegt ihren Widerstand heimlich. Sie betrügt den Kaiser mit ihrem Stiefsohn. Der Kaiser vergilt ihr das heimlich mit schleichendem Gift. Jetzt bringt sie den gemeinsamen Sohn auf ihre Seite und gegen seinen Vater auf … So entspinnt sich der subtile Kampf zwischen Herrscher und Herrscherin immer weiter.

Die Kaiserin stickt unermüdlich wie im Wahn tausende goldene Blumen für das anstehende Chrysanthemen-Fest. Was soll das, fragt man sich? Sie führt etwas im Schilde, ihren Vergeltungsschlag. Gut gehütete, brisante Familien-Geheimnisse kommen ans Licht …

Beeindruckende prunkvolle Szenen höfischer Etikette, geheimnisumwitterte Beziehungsgeflechte, meisterhafte chinesische Kampfkunst und schließlich der Ausbruch der ungezähmten Wut aus diesem mächtigen Korsett machen den Film zu einem spannenden Erlebnis bis zum Schluss.

Ein wahres Märchen 

Der Film wirkte auf mich in seiner herrschaftlichen Pracht zunächst wie ein unrealistisches Märchen. Aber es ist wahr. „Der Fluch der goldenen Blume“  bildet erschreckend treffend den Zustand so mancher Innenwelt ab. Unsere geheimen Machtseiten stecken oft in genau solchen kaiserlichen Haltungen fest. Da die Haltungen unserer Inneren Personen den Boden unseres Verhaltens bilden, sind die Resultate einer Rache-Haltung für unser Leben entsprechend zerstörerisch. Den andauernden Untergrundkrieg am Kaiserhof finden wir oft auch in uns selbst wieder. Oder in unseren Beziehungen.

Wo erkennen wir uns selbst in diesem Film wieder? Wo haben wir eigene Strategien und Haltungen vor Augen?

Ich, Kaiserin und Göttin?

Veeta hat mich in meiner Innenwelt zu meiner „verbotene Stadt“ geführt und mir mit der IndividualSystemik geholfen, ihre Tore zu öffnen. Im Zentrum fand ich solch eine Herrscherin.  

Veeta war es, die mich immer wieder ermutigt hat, dort zu bleiben und hinter die schöne Fassade zu schauen. In ihrer gehaltenen Wut steht meine Herrscherin der chinesischen Kaiserin in nichts nach. Auch sie hält ihren Hass meist bei sich und macht offiziell alles mit. Auch sie bewahrt darin Haltung und Stolz, aber findet ihre Wege, sich zu rächen. Natürlich bestimmt sie allein, was gerecht ist und erhebt sich selbst damit zur obersten Instanz – gottgleich. Langsam realisiere ich, wann sie wieder eine der harmlosen schönen „goldenen Blumen stickt“. Sie tut etwas, das edel wirkt, aber dem Zweck der späteren Rache dient. Das selbst zu erfassen und einzuordnen, ist der Beginn der Entzugskur für meine Herrscherin. Das Symbol der stickenden Kaiserin ist mir hängen geblieben. Wenn ich etwas Gutes tue, prüfe ich gleichzeitig, ob meine Herrscherin damit auch Ungutes einfädelt. Der Film warnt mich vor dem Zerstörungsausmaß von Rache-Haltungen und motiviert mich einmal mehr, Bewusstheit an diese Stelle in mir zu bringen. 

Palast-Botschaften

Der Film birgt viele solcher „Palast-Botschaften“ an unsere inneren Herrscher*innen. Wir können sie an unsere mächtigen Führer*innen weiterreichen und lernen, mit Rache-Haltungen umzugehen – außen wie innen. 

Vielleicht kann der Fluch dann gebrochen werden und die enorme Kraft unserer Herrscher*innen irgendwann zum heilsamen Segen werden.

Was hat Dich an dem Film besonders bewegt? Welche „Palast-Botschaften“ an Deine Innenwelt findest Du in diesem Film? Wir freuen uns über Deine Erfahrungen.

1 Gedanke zu „Filmtipp: Der Fluch der Goldenen Blume“

  1. Liebe Devaka,

    es ist jetzt schon eine Weile her, dass ich den Film mit Dir zusammen beim Retreat angeschaut habe. Ich habe damals nicht alle Einzelheiten der komplexen Handlung verstanden, habe aber die Szene am Ende des Films sehr lebendig vor Augen, in der der Kaiser seinen eigenen Sohn zu Tode prügelt. Diese Szene hat mir das Ausmaß dessen gezeigt, wozu rachsüchtige Menschen fähig sind – sie zerstören um ihrer Macht Willen auch das, was sie lieben und machen nicht halt, bevor alles ausgelöscht ist.

    Die Palast-Botschaft an meine Innenwelt ist, dass Rache nicht aufhört und nicht bekehrt werden kann, solange sie blind und unbewusst ist. Das einzige, was ich tun kann, um nicht Opfer eines Rachespiels zu werden, ist, das Spiel zu erkennen und dazu machtvoll Nein zu sagen. Diese Lektion hat mich „Der Fluch der goldenen Blume“ gelehrt.

    Liebe Grüße, Stella

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